Welche Leistungen wurden bei dem Bauvorhaben „Sicherung Stollenanlage Happurg“ von Max Bögl ausgeführt?
Gasser: Zielsetzung dieser Baumaßnahme war, dass bestehende und oberflächennahe Stollenabschnitte, die aufgrund der nicht standfesten Geologie einsturzgefährdet waren, zu verfüllen sind. Die Felsflächen über den Stollenmundlöchern sowie im Bereich der Zuwegungen mussten dafür vor Baubeginn maschinell beräumt werden, um anschließend die massiven Verschlüsse dieser Stollenmünder mittels geeigneter Bohrgeräte zu öffnen.
Die freigelegten Stollen mussten wir vorauseilend mittels bewehrtem Spritzbeton sichern. Bereichsweise war es zudem erforderlich, die Sohlen der Seitenstollen von Schutt- und Blockwerk zu beräumen, um das Befahren mit einem Beraubefahrzeug zu ermöglichen.
Zu verfüllen waren die First- und Seitenstollen von mehreren Stollengängen. An der Haupt-Baustelleneinrichtungsfläche wurde hierzu von uns eine Mischanlage mit einer Pumpeinrichtung installiert, welche über eine 1,2 km lange Förderleitung mit einem Höhenversatz von rund 80m das Versatzmaterial bis an die Stollenmünder und weiter transportiert hat.
Was waren die besonderen technischen und logistischen Herausforderungen der Maßnahme?
Gasser: Ganz sicher die schwierige Zuwegung. Die Stollenanlage erstreckt sich am östlichen Ortsrand der Gemeinde Happurg im Bergstock der „Houbirg“ in einem steil ansteigenden Hang mit dichtem Hochwaldbestand.
Ferner stellten die geringen und wechselnden Querschnitte der Stollen Herausforderungen an das Gerätekonzept. Es ist sicher auch ein ganz anderes Arbeiten im Bestand einer alten Stollenanlage als in einem Tunnelneubau.
Wichtig ist, hier im Zuge der Arbeitsvorbereitung die richtigen Konzepte und Methoden zu planen und ständig während der Ausführung anhand der vorgefundenen Bedingungen zu hinterfragen. Das hat sehr gut funktioniert.
Spielte die tragische Geschichte der unterirdischen Fabrikanlage aus dem 2. Weltkrieg für die Beteiligten eine Rolle?
Gasser: Die Stollenanlage Happurg wurde ab Mai 1944 auf Veranlassung des NS-Regimes als unterirdische Produktionsstollenanlage für den Bau von BMW-Flugzeugmotoren unter Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen in den Doggersandstein der „Houbirg“ vorgetrieben. Beim Bau der nie vollendeten Anlage sind rund 4.000 Menschen gestorben.
Diese Geschichte machte jeden Projektbeteiligten betroffen, vor allem wenn man diese unterirdische Anlage unmittelbar vor seinen Augen hat. Für uns war es ungemein wichtig, die schwierigen Bauarbeiten ohne Unfälle abzuschließen.
Welchen Eindruck haben Sie von der Arbeitsweise Max Bögl während der Bauzeit gewinnen können?
Gasser: Sehr wichtig bei Sonderprojekten wie diesen ist, dass man als ausführendes Unternehmen eine hohe Kompetenz und Fertigungstiefe mitbringt. Die Arbeiten wurden weitestgehend in Eigenleistung durchgeführt, von der Maschinen- und Pumptechnik angefangen bis zu den Sicherungsmaßnahmen.
Der verwendete Versatzbaustoff musste als hydraulisch erhärtendes Material eine erosions- und lagebeständige Verfüllung dauerhaft gewährleisten. Das Material musste zudem ökologisch und wasserwirtschaftlich unbedenklich sein. Von unseren Experten in der Firmengruppe wurde hierzu unmittelbar nach Beauftragung eine eigene Mischung entwickelt und davon über 18.000 m³ geliefert.
Als verantwortlicher Projektleiter kann ich nur sagen: Ein sehr gelungenes Zusammenspiel aller Beteiligten.