Die Stollenanlage wurde ab Mai 1944 auf Veranlassung des NS-Regimes als unterirdische Produktionsstollenanlage für den Bau von BMW-Flugzeugmotoren unter Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen in den Doggersandstein der „Houbirg“ vorgetrieben. Der größte Teil des Doggerstollens befindet sich momentan in einem standsicheren Zustand. Insbesondere die Bereiche zwischen den Stollen D und H weisen derzeit keine Standsicherheitsgefährdungen im Hinblick auf potenzielle Tagbrüche auf, da in den vergangenen Jahrzehnten bereits einige Sicherungsmaßnahmen, zuletzt 1989, 1995 und 2002, durchgeführt wurden. Im Bereich der Stollen A bis C sind bisher keine Sicherungsmaßnahmen erfolgt.
Diese Stollenabschnitte (A-C) sind auf Grund der gebrächen Geologie und der daraus folgenden Tagbruchgefährung zu versetzen (verfüllen). Die Stollenmundlöcher der Ulmenstollen AR, BL, CL sind nach Anweisung der Fachbauleitung zu lokalisieren und vom AN vom Erdreich freizulegen.
Felsberäumung über Tage
Die Felsflächen über den Stollenmundlöchern sowie im Bereich der Zuwegungen sind aus UVV-Gründen vor Baubeginn maschinell zu beräumen.
Öffnung der Stollenmundlöcher
Die Stollenmundlöcher der First- und Ulmenstollen A bis C wurden im Rahmen älterer Sicherungsmaßnahmen mit Mauerwerk, Stahlbeton und Spritzbeton o. ä. verplombt. Diese massiven Verschlüsse sind mittels geeigneter Bohrgeräte zu öffnen. Die Arbeiten müssen erschütterungsarm erfolgen. Die geöffneten Zugänge sind zu berauben und vorauseilend mit Streckenausbau (Sicherung mittels bewehrtem Spritzbeton) zu sichern. Zu öffnen sind die Stollenzugänge AR, BL (Fledermausgitter), B Firste, CL und C Firste.
Aufwältigung
Bereichsweise sind die Sohlen der Seitenstollen von Schutt- und Blockwerk zu beräumen, um das Befahren mit einem Beraubefahrzeug zu ermöglichen. Der Abraum ist bei Bedarf zu zerkleinern und in abzuwerfende Blindstollen oder über Tage nach Anweisung der Fachbauleitung abzuladen. Die Beräumung darf nur zusammen mit Beraubungen der Firste und der Stöße stattfinden. Klüftige Streckenabschnitte sind aus Arbeitsschutzgründen zusätzlich zur First- und Ulmenberaubung z.B. mit Spritzbeton zu sichern. Stollenabschnitte, welche nicht auf gesamter Querschnittsbreite mit Spritzbeton gesichert werden müssen, sind z.B. mit Spritzbeton und Sprießen (Hochbaustützen) nach statischen, konstruktiven und sicherheitstechnischen Erfordernissen zu kombinieren.
Zu verfüllen sind die First- und Seitenstollen der Bereiche A–C sowie deren Querverbindungen. An der Haupt BE wird hierzu eine Mischanlage mit einer Pumpeinrichtung installiert, welche über eine 1,2 km lange Förderleitung mit einem Höhenversatz von rund 80 m das Versatzmaterial bis an die Stollenmünder und weiter transportiert. Die Förderstrecken für den Versatzbaustoff unter Tage betragen pro Längsstollen zumeist je ca. 120 m, max. ca. 180 m bei Befüllung des hinteren Querstollens V0. Zum Abtrennen der Strecken in einzelne Kammern sind Dämme aus Hohlblocksteinen o. ä. zu errichten. Der verwendete Versatzbaustoff muss als hydraulisch erhärtendes Material eine erosions- und lagebeständige Verfüllung dauerhaft gewährleisten. Das Material muss zudem ökologisch und wasserwirtschaftlich unbedenklich sein. Seitens der Firmengruppe Max Bögl wurde hierzu eine eigene Mischung entwickelt, welche den Anforderungen vollumfänglich entspricht. Der Versatz erfolgt lagenweise mit Füllstandskontrollen. Die Seiten- und Querstollen AL, CR und der Schrägstollen bei BR sind teilweise zusätzlich über Bohrungen von über Tage zu verfüllen.
Die Firststollen werden nur bis ca. 1,2–1,5 m unter Firste verfüllt, damit Resthohlräume für zukünftige Fledermaushabitate bleiben. Nach Abschluss der Arbeiten verbleiben die Stahltüren der Zugänge und werden mit bewehrtem Spritzbeton verplombt. Abschließend werden die Stollenmünder dem Gelände angepasst mit Erdreich zugeschüttet.
Daten und Fakten
Lage: Happurg, Bayern
Bauherr: BIMA vertreten durch: Staatl. Bauamt Nürnberg
Planer: IB. Dr. Spang, Nürnberg
Ausführung: Max Bögl Stiftung & Co. KG
Verfüllvolumen: 18.640 m³ Füllbeton Bögl
Spritzbeton: 250 m³
Bauzeit: 05/2018–04/2019
Rohbaukosten: 2,50 Mio € netto