Der Lohbergtunnel bildet das Herzstück der neuen Ortsumgehung Nieder-Ramstadt, welche die Netz- und Verbindungsfunktion der B 426 verbessert und die Verkehrssicherheit erhöht.
Der Tunnel wurde auf eine Länge von 903 m in bergmännischer Bauweise aufgefahren. Im Norden werden 112 m, im Süden 65 m in offener Bauweise hergestellt. An das Portalbauwerk schließt sich im Norden eine 135 m lange Winkelstützwand mit Sandsteinverblendung an. Im Süden sind neben zwei Stützwänden ein Betriebsgebäude, eine Druckerhöhungsanlage und eine Abluftzentrale über dem Tunnelbauwerk für die Rauchabsaugung zu realisieren. Außerdem werden an beiden Tunnelportalen jeweils ein Havariebecken gebaut.
Parallel zum Haupttunnel verläuft aus sicherheitstechnischen Gründen vom Südportal ausgehend ein 790 m langer Fluchtstollen, der über 3 Querschläge mit dem Straßentunnel verbunden ist. Etwa in Tunnelmitte ist eine beidseitige Pannenbucht angeordnet, die ebenfalls mit dem Fluchtstollen verbunden ist.
Das unter der quartären Lößüberdeckung anstehende Gebirge besteht entlang der gesamten Tunneltrasse aus Hornblende-Diorit, einem grau- bis dunkelgrün gefärbten und durch helle Gemengeteile unterschiedlich stark geflecktem Tiefengestein. Im Bereich der bergmännischen Anschläge war die Anordnung von mehreren Rohrschirmen erforderlich, da im Süden ausschließlich die von Löß überlagerten Verwitterungsprodukte des Diorit mit mäßiger bis geringer Gebirgs- und Materialfestigkeit anstanden und im Norden neben den geringen Gebirgsfestigkeiten nur eine sehr geringe Überdeckung des Anschlages mit Lößlehm vorhanden war.
Eine geologische Besonderheit hatte erheblichen Einfluss auf die Vortriebsarbeiten: Messungen ergaben, dass das ausgebrochene Gestein asbesthaltig war. Dabei handelte es sich um ein natürliches Asbestvorkommen in Form von Aktinolith- und/oder Tremolitfasern. Da Asbest als krebs- erregend eingestuft wird, musste für die Wiederaufnahme der Arbeiten eine Ausnahmegenehmigung seitens des Regierungspräsidiums Darmstadt erwirkt werden.
Dazu arbeitete die Baustelle weit reichende organisatorische, technische und persönliche Arbeitsschutzmaßnahmen aus, die den Gesundheitsschutz aller Beteiligten gewährleistete. Der Ausbruch des Tunnel erfolgte in Kalotte, Strosse und Sohle größtenteils im Sprengvortrieb. Teilweise konnte das Gebirge auch mit dem Bagger gelöst werden.
Der Ausbau der Haupttunnelröhre und des Fluchtstollens wird mit einer druckwasserhaltenden Folienabdichtung vorgenommen, gegen die das bewehrte Tunnelinnengewölbe abschnittsweise, getrennt nach Sohle und Gewölbe, mit einer 40 cm starken Schale aus WU-Beton der Güte B 35 betoniert wird. Die Verkehrsfreigabe erfolgt im Jahr 2007.
Daten und Fakten
Lage: Nieder-Ramstadt, Hessen
Bauherr: Amt für Straßen- und Verkehrswesen, Darmstadt
Planer: Dipl.-Ing. B.Gebauer
Ausführung: Max Bögl GmbH & Co. KG in ARGE, TGF
Nutzung: Straßentunnel
Länge: 1.080 m
Querschnitt: 96 - 171 m²
Bauzeit: 08/2003 - 07/2006
Rohbaukosten: 34 Mio € netto
Inbetriebnahme: 2006